Tag 18 bis 25
Tag 18
Warum mache ich das eigentlich? Tagebuch führen meine ich.
Jeden Tag aufs Neue? Im letzten Lockdown waren es über 40 Tage hintereinander. Bei diesem sind wir auch schon wieder beim 18. Tag angekommen.
Manmanmanman…manche Menschen sind froh, wenn sie in der Früh aus ihrem Bett rauskommen und ich sitz Tag für Tag um spätestens 6 Uhr vorm Laptop. Saug mir irgendeine gezwungen lustige Story aus meinen Fingern und hoffe darauf, dass ich sie beim Aufnehmen nicht 20 mal wiederholen muss, weil ich mich verhasple.
6 Uhr! Alter Schwede.
Und diese Uhrzeit geht auch nur wenn ich im Homeoffice bin, wie diese Woche, nächste wird’s wahrscheinlich noch früher.
Da hat wohl wer kein Leben!
Aber zumindest kann mir keiner sagen ich wäre faul. Naja…an partieller Faulheit leide ich vielleicht schon bzw. wohl eher mein Umfeld.
Sachen, die ich nicht so gerne mache, verschiebe ich gerne. So – jetzt ist es raus.
Hallo – meine Name geht dich nichts an und ich bin mühsam.
Aber wer macht das nicht regelmäßig? Sachen verschieben, verdrängen und bei jeder Gelegenheit was bessere zu tun zu haben.
Aber das Tagebuch verschieb ich nicht – is‘ ja soooo wichtig. Na gut, mir zumindest schon.
Warum? Weil so!
Genialste Antwort ever – „weil so“. Als naher Verwandter vom „eh“, kommuniziert man mit „weil so“ eigentlich eh unsagbar viel. Zum Beispiel: Keine Debatte erwünscht oder Ende dieser Geschichte.
Tag 19
Vor einigen Tagen hatte ich die wundervolle Idee meine Tagebücher nicht nur täglich über Whatsapp zu verschicken, sondern sie auch im Internet zu veröffentlichen. Im Hintergrund werden schon alle Vorkehrungen getroffen um einen Internetauftritt zu realisieren. Das Einzige was mir noch im Wege stehen könnte ist wohl mein Kopf.
Untergräbt es vielleicht meine Seriosität in meiner Hauptarbeitsstelle? Und würde man es dort, wenn man über mein Seite stolpert, auch akzeptieren, dass einer ihrer Mitarbeiter „a gonz a lustiger, hmm“ – ist?
Immerhin sind meine Tagebücher ja auch ein Sammelsurium an meistens nicht ernst zu nehmenden Geschichten – würde das auf meine Arbeit abfärben? Würde man mich dort auch nicht mehr ernst nehmen können – oder hatte man mich bis jetzt sowieso schon nicht ernst genommen?
Vielleicht hätte ich auch den Namen der Seite etwas ernsthafter benennen können als viennafreak.at
Aber ich dachte mir damals, dass dieser Name wohl am ehesten das beschreibt was ich in meiner privaten Zeit mache:
Mit Wiener-Schmäh versuchen in dunklen Zeiten einen anderen Blickwinkel auf das Leben zu ermöglichen. Ein „Freak“ zu sein im Sinne seiner Wortbedeutung wie ich sie verstehe: Alternativ zur Norm.
Gerade in Zeiten, wo eine alternative Normalität an der Tagesordnung steht, sollte man sich von seiner Angst nicht leiten lassen, ab und zu seinen Kopf abschalten und einfach herzhaft lachen können.
Denn Lachen ist gesund!
Außer unter Wasser, da nicht.
Tag 20
Ich hatte etwas gefunden, doch konnte ich es niemanden zeigen.
Es war so wunderschön – doch kann ich es nicht beschreiben.
Möglicherweise waren es Quanten die sich in ihrer zwiespältigen Verschränkung von Ja und Nein zugleich, durch meine blanke Beobachtung für Nein entschieden haben.
So deprimierend das auch klingen mag, beschreibt es einen unter Anführungszeichen „normalen“ Vorgang in der Quantenphysik der durch das Doppelspaltexperiment bewiesen werden kann.
Durch die blanke Beobachtung – sei es maschinell durch Messgeräte oder durch die Augen der Wissenschaftler, werden aus Wellen Teilchen.
Schrödingers Katze ist somit in einer von Beobachtung ausgeschlossene Kiste, solange sie niemand öffnet Tod und lebendig zugleich – erst durch das Öffnen und Nachsehen nimmt sie eben einen dieser Zustände an.
Natürlich lebt sie dann, liebe Kinder!
Ähnlich verhält es sich mit der Politik – die wuseln nur so herum. Manche politischen Farben sind miteinander „verschränkt“ – somit, wenn der eine etwas sagt, kann man davon ausgehen, dass der andere, der selben politischen Gesinnung, egal wie weit er weg sein mag in diesem Moment, die selbe Haltung einnimmt. Erst wenn das Volk hinsieht, entschließen sie sich eine konkrete Haltung einzunehmen.
Wir sollten wohl öfters hinsehen, um ein stabiles System zu erhalten.
Aber das, ist eine andere Geschichte…
Tag 21
Werte Damen und Herren – unentschlossene bzw. Sonstige
Heute werde ich mich ausnahmsweise kurz halten.
Aus gegebenem Anlass muss ich mich in die Arbeit beeilen, hab zu lange getrödelt und bin spät dran.
Als Entschuldigung habe ich mir erlaubt euch die bezaubernd, entspannten Klänge des Nichts aus der „Unendlichen Geschichte“ aufzunehmen.
Gute Unterhaltung.
Tag 22
Nach dem stressigen Erwachen gestern, folgt nun ein etwas entspannterer Morgen. Aber so etwas passiert nun mal ab und zu.
Man trinkt einen Kaffee in der Früh…oder drei…schaut sich das Tagesgeschehen am Handy an und vergisst, weil man so gebannt von den negativ Schlagzeilen ist, dass man sich eigentlich schon längst fertig gemacht haben sollte.
Shit happens.
Und das bringt mich auch sogleich zu meinem heutigen Thema, liebe Zuhörer und weglaufen oder diesen heutigen Eintrag ausschalten giltet nicht – verstanden?
Jedem ist es schon einmal passiert, dieser große Haufen Gülle.
Am Anfang unseres Lebens stehen wir vor der Herausforderung an vielen noch so kleinen Haufen zu verzweifeln. Vor allem Hundehaufen…im Winter…unter’m Schnee versteckt…
Erst im Laufe unseres Erwachsenwerdens lernen wir mit der Scheisse, die uns passiert besser umzugehen und werden gelassener – unsere Resilienz wird immer stärker.
In den vergangenen Jahren musste auch ich einiges verkraften und in dieser Zeit, legte ich mir mehr oder weniger freiwillig eine Metapher zurecht:
Die Scheisse, die uns allen passiert, ist der Dünger für die Pflanzen von Morgen, an denen wir uns in der Zukunft erfreuen können.
Scheisse war das schön.
Tag 23
Kurz habe ich es gewagt vor die Tür zu blicken, der eisige Morgen blickte mit seinem kalten Blick zurück.
Guten Morgen,…Morgen.
„Guten Morgen“, antwortete der Morgen.
Warum so kalt, fragte ich angewidert?
„Es ist meine Natur zu dieser Jahreszeit cool zu bleiben.“
Aha – entkam es mir, doch bevor ich weiterreden konnte, fuhr der Morgen fort:
„Andere Frage – muss du nicht in die Arbeit, kleiner Mann?“
Womit der Morgen recht hatte – ich verabschiedet mich noch freundlich und sputete mich diese Zeilen zu schreiben die diesmal wohl nicht so viel Sinn ergeben würden…aber vielleicht morgen…
„Naja…wohl eher kaum…“, antwortete der Morgen und fuhr im Tag fort, ohne mich weiter zu beachten.
Tag 24
Den heutigen Tagebucheintrag widme ich der Langeweile. Nicht das mir jetzt fad wäre, muss mir ja schließlich wieder irgendeinen Text ausdenken, um euch bei Laune zu halten im Lockdown.
Aber bedenkt was überhaupt für ein riesiges Potential im Däumchen drehen steckt! Nicht unbedingt das Drehen der Daumen um den anderen Daumen, das ist nur eine Begleiterscheinung – ich rede von der puren Kreativität, die einem so richtig beflügelt, wenn einem mal so richtig fad ist.
Wieviel Ideen wohl aus blanker Verzweiflung entstanden sind, nicht zu wissen was man mit seiner Zeit anfangen soll?
Aber wer kann von sich behaupten, dass sein Leben zurzeit so eintönig ist, dass er anfängt sich Gedanken darüber zu machen, wie man wohl aus Nichts etwas machen kann…und was ist überhaupt Nichts? Sobald ich Nichts einen Namen gebe ist es ja was…nämlich Nichts…Tja Michael Ende, den Gedanken hast du wohl nicht zu Ende gedacht…hah…
Ob ihm wohl fad war…dem Michael? Aber ich schweife ab…
hmmm…obwohl jemand schon einmal versucht hat seine Kreativität zu steigern, in dem er sich bemüht hat das ihm fad ist? Geht das überhaupt?
Kann es sein, dass wenn man alle Quellen der Ablenkung ausblendet einem dann automatisch mit der Zeit fad wird? Dabei muss man versuchen nicht einmal etwas Interessantes zu denken…man könnte wohl auch Meditation dazu sagen…ist diese Menschen eigentlich bewusst das ihnen nur fad ist – oder nutzen sie gar die Langeweile nicht um kreativ zu sein, sondern ganz im Gegenteil einmal abzuschalten von ihren Gehirnwindungen?
Ich werde dies nach der Arbeit einmal erforschen……doch ich nenne es nicht Meditation, sondern schlafen…jawohl…ich werde mich dann in den Schlaf öden…
Tag 25
Liebes Tagebuch!
Mir geht es gut, wie geht es dir?
Abgesehen davon, dass du nicht mal ein Buch bist sondern ein Text- Dokument, das ich gerade befülle, wirst du wohl kaum antworten können – darum liebes Tagebuch werde ich einfach fortfahren mit meiner Erzählung zum heutigen Tag, wenn du erlaubst.
Heute bin ich besonders isoliert von der Außenwelt – ich habe einen freien Tag und bin somit nicht an die Gesetzmäßigkeiten des „da draußen“ gebunden.
Hier – im „da drinnen“ herrschen nicht nur andere Gesetze, nein sogar die Zeit scheint anders zu vergehen. Alles ist irgendwie langsamer, liebes Tagebuch.
Alles bewegt sich in einem gemächlichen Tempo dahin – vor allem mein Körper.
Ich bewegte mich kurzzeitig auf meinen Streifzügen durch das Haus so langsam, dass ich mir schon Sorgen gemacht habe verhungert und verdurstet zu sein, bevor ich die Küche erreicht hätte.
Oder hatte die Hektik von „da draußen“ es geschafft „da drinnen“ einzudringen und ich bewegte mich eh normal – nur alles andere schneller? relativ wurscht – solange ich mich damit heute nicht anstecke, ist alles gut…würd auch grauslich ausschauen an mir…wäh…Hektik…
Schon mal eine gesehen? Seid froh, wenn nicht – hoch ansteckend! Wenn man einmal damit infiziert ist, wird man es kaum mehr los.
Vor allem in der Vorweihnachtszeit verbreitet sie sich wie ein Lauffeuer, liegt wohl am Kommerz-Erreger. Zum Glück aber gibt’s aber ein wirksames Hausmittelchen gegen zumindest diese Seuche:
Chill dein Leben!
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